- Parti Socialiste Belge
- Parti Socialiste Belge[par'ti sɔsja'list 'bɛlʒ], Abkürzung PSB, Belgische Socialistische Partij ['bɛlgisə sɔtsja'listisə par'tɛj], Abkürzung BSP, belgische sozialistische Partei, 1885 als »Parti Ouvrier Belge« (POB)/»Belgische Werkliedenpartij« (BWP) aus dem Zusammenschluss von Gewerkschaften, Genossenschaften und sozialistischen Verbänden entstanden. Ab 1894 mit einem revolutionären Programm, verfolgte die Partei in der Praxis unter Führung von É. Vandervelde einen reformistischen Kurs mit sozialpolitischen und verfassungsrechtlichen Forderungen (u. a. allgemeines Wahlrecht, Trennung von Kirche und Staat). Ab 1894 in der Kammer vertreten, stellte die Partei, 1916 erstmals in der Regierung, mit P. H. Spaak auch zum ersten Mal den Ministerpräsidenten (1938-39). 1939 wurde H. de Man Vorsitzender, der sich als Theoretiker eines nationalen planwirtschaftlichen Sozialismus ausgezeichnet hatte. Nach der deutschen Besetzung 1940 aufgelöst und im Widerstand 1944 als »Parti Socialiste Belge« (PSB)/»Belgische Sozialistische Partij« (BSP) neu gegründet, knüpfte die Partei an die Grundsätze des (der) POB/BWP an, öffnete sich aber zunehmend allen sich zum Sozialismus bekennenden Schichten. Seit 1946 zweitstärkste Partei, war der (die) PSB/BSP an vielen Koalitonsregierungen beteiligt und stellte wiederholt den Ministerpräsidenten (A. van Acker 1945-46 und 1954-58, C. Huysmans 1946-47, erneut Spaak 1946 und 1947-49, E. Leburton 1973-74). Schon in den 60er-Jahren in den Sog des Sprachenstreits geraten (1965 Abspaltung von Linksoppositionellen, Gründung der »Wallonischen Arbeiterpartei«), bildeten sich aus der Partei nach einem längeren Trennungsprozess 1978/79 zwei separate Organisationen: der radikalere wallonische Parti Socialiste (PS) mit einem klaren Bekenntnis zur Regionalisierung und die gemäßigt reformistische flämische Socialistische Partij (SP).
Universal-Lexikon. 2012.